Chronik des Jugendblasorchesters Neukieritzsch-Regis
Blasmusik in Neukieritzsch begann zunächst nicht in den Kreisen Jugendlicher. 1963 wurden Blasinstrumente des Ferrolegierungswerkes Lippendorf frei. Die Gemeinde erwarb sie und stellte sie für den Aufbau eines Blasorchesters bereit.
1964 übernahm der junge Berufsmusiker Dietmar Tornow, Posaunist im Staatlichen Orchester Leipzig/Borna, die Verantwortung für die am 16.04.1964 gegründete Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Neukieritzsch. Am 06.10.1964 konnte dieses Blasorchester zum ersten Mal einen Auftritt wagen. Der Erfolg dieses Unternehmens war augenscheinlich, und er beflügelte den Orchesterleiter derart, daß er den Vorschlag unterbreitete, ein Kinderorchester zu gründen. Die Gemeindeoberen griffen diese Idee auf und versprachen Unterstützung. Zunächst aber mußte Dietmar Tornow in die eigene Tasche greifen, um die Instrumente bezahlen zu können. So konnte am 10.01.1967 jenes Pionierblasorchester ins Leben gerufen werden. Zur Ehre der Obrigkeit muß aber gesagt werden, daß die versprochene Unterstützung dann doch nicht ausblieb; auch die zwei Neukieritzscher Schulen setzten sich sehr für das Orchester ein.
Bald
waren die Proben soweit gediehen, daß Dietmar Tornow auch mit den Kindern an einen ersten Auftritt
denken konnte. Die Kindermusikanten entwuchsen aber bald den Kinderschuhen, und der Klangkörper
mauserte sich zum bekannten Jugendblasorchester, das sich als solches bis heute gehalten hat. Um den
notwendigen Nachwuchs zu sichern, gründete Dietmar Tornow wieder ein Kinderorchester, eine
Nachwuchsgruppe, so daß unter seiner Stabführung zeitweise drei Blasorchester musizierten.
Als
Schirmherr und auch Geldgeber (Sponsor sagte man damals noch nicht) wurde Ende der 70er Jahre die Zentralwerkstatt
Regis des damaligen Kombinats Anlagenbau Braunkohle gewonnen. Den "Schriftkram", die Finanzen,
das Notenschreiben und andere Schreibtischnotwendigkeiten übernahm zunehmend die Frau Dietmar Tornows.
Für viele Jahre gab Dietmar Tornow auch die musiktheoretische Ausbildung seiner Musikanten. Dabei ging er häufig neue Wege: er besorgte jugendgemäße Instrumentalisierungen, immer wieder Aktualisierungen des Repertoires, und er suchte stets den Gedankenaustausch mit den Eltern seiner Musikanten. Letzteres war durchaus problematisch, da eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen aus Regis-Breitingen und auch anderen Orten der Umgebung sich dem Neukieritzscher Orchester anzuschließen begonnen hatte. Aber auch andere Instrumentallehrer gaben "ihren" Zöglingen musikalischen Unterricht, so z.B. Mitte der 80er Jahre Wilfried Seelig, Thomas Remmlinger, Volkmar Matthies, Hans Lachmann, Emil Kadletz, Ulf Lehmann, Jürgen Wesner, Frank Beyer, Manfred Berger, Thomas Hohlfeld, Lothar Ambrosius, Wolfram Brosinski und Robinson Wappler. Heute liegt die Ausbildung der Musikanten hauptsächlich in den Händen der Kreismusik- und Kunstschule Leipziger Land "Ottmar Gerster".
1987-1990
übernahm vorübergehend Jürgen Wesner die Leitung des Jugendblasorchesters, das sich dann
am 09.05.1990 als Musikverein Neukieritzsch-Regis e.V. neugründete. Danach wurde Dietmar Tornow bis
1993 nochmals Dirigent des Musikvereins und daraufhin von Hagen Rosenheinrich (24.08.1993-31.12.1994),
Christian Braumann (10.01.-30.11.1995), Hubertus Böhm (01.01.-22.10.1996) und Clemens Hönig
(seit 22.10.1996) abgelöst.
Bemerkenswert in der Geschichte des Orchesters sind auch die vielen unvergessenen Konzertreisen nach Kiew (1985), Rostock (Musikantentreff Ostsee 1986), Calella (1991 und 1993), Folkstone (1994), Jablonec nad Jiz. (1995 und 1996), um nur einige zu nennen.
An musikalisch bedeutenden Traditionen in
Neukieritzsch nahm das Jugendblasorchester von Anbeginn maßgeblich teil. Das waren die
Veranstaltungsreihen "Mit Pauken und Trompeten", "Perlen des Alltags", "Neugierig
in Neukieritzsch" und der Empfang des Weihnachtsmannes (die einzige noch bestehende Tradition). Die
bedeutendste davon aber war "Neugierig in Neukieritzsch", die es von 1968-1988 ununterbrochen
gab und immer die Abschlußveranstaltung der Neukieritzscher Kulturfesttage bildete.
Außerdem nahm das Orchester am Park- und Badfest (das 1. fand am 23. und 24.08.1969 statt) und
am "Sängervergnügen" (am 12. und 13.07.1969 anläßlich 80 Jahre Männerchor
Neukieritzsch) sowie noch vielen anderen Festen und kulturellen Höhepunkten teil, und es gestaltet
jetzt den Karneval in Lobstädt (mit dem 1. Karnevalsverein CC-AS Leipzig) und Jugendweihen, nicht nur
musikalisch, mit aus.
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Ein wichtiger Bestandteil des Musikvereins sind die sogenannten passiven Mitglieder (meist Eltern oder kulturinteressierte Bürger). Sogenannt deshalb, weil sie oft erhebliche Unterstützung bei der Organisation von Fahrten, Auftritten, beim Fahrdienst oder in der Vereinsarbeit leisten. Mit einem Blick auf die Zukunft kann man sagen, daß es noch zahlreiche Ideen und Vorhaben in den Köpfen der Mitglieder gibt, die sich hoffentlich alle verwirklichen lassen. Detlef Bergholtz, Cornelia Fuchs |
Letzte Aktualisierung am 27.12.2000.